Die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Agenda 2030, zu der sich auch Liechtenstein bekennt, stehen für das «Kapital», das uns als Lebens- und Produktionsgrundlage dient und das es zu erhalten gilt. Dazu gehören neben einer intakten Umwelt – gerade für ein rohstoffarmes Land wie Liechtenstein – eine funktionierende Infrastruktur, Finanz-, aber auch Humankapital sowie soziale und politische Stabilität, gemeinsame Werte und ein guter Ruf.
Sind das Geldspielgeschäft und die Nachhaltigkeitsziele vereinbar? Welche SDG’s stehen im Fokus und wie sind sie zu schützen?
Prof. Reinhard Haller stellt im Interview fest: «Sucht ist eine der wichtigsten Krankheiten der Gegenwart» (https://blog.de.erste-am.com/sucht-ist-eine-der-wichtigsten-krankheiten-der-gegenwart/). Die Entwicklung einer Spielsucht hängt von mehreren Faktoren ab. Einer davon ist das Glücksspielangebot bzw. dessen Verfügbarkeit/»Griffnähe». – In Liechtenstein ist es inzwischen schwierig, dem Geldspielangebot im Alltag auszuweichen. Mit der schieren Anzahl und physischen Präsenz von Casinos, der Ganzbuswerbung und dem Sponsoring der Sportvereine – das Geldglücksspiel ist inzwischen omnipräsent. – Das Ziel SDG 3 Gesundheit und Wohlergehen wird damit heute ungenügend geschützt. Wirksame Prävention im Sinne von Minderung des Suchtrisikos sowie der Suchtfolgen sieht anders aus. Auch wenn nur ein relativ kleiner Teil der Spielenden süchtig wird. Jede/r ist zu viel.
Die Suchtfolgen beeinträchtigen neben der Gesundheit des Betroffenen dessen soziale Verhältnisse und jene seiner Familie. Da am Ende immer das Casino gewinnt, fehlen die Bruttospielerträge schliesslich in den Haushaltskassen der Spieler und ihrer Familien (SDG 1, Armut). Die Folgen sind vielfältig und ziehen einen weiten Kreis von direkt und indirekt Betroffenen.
Verschiedene Wirtschaftsvertreter haben sich bereits kritisch gegenüber der Entwicklung des Geldspielmarktes in Liechtenstein geäussert. Die geltenden Gesetze und die Aufsicht durch die Ämter und die FMA reichen in ihren Augen nicht aus, um die Risiken, die der Casinobooms für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein darstellt, zu beseitigen. Die jüngsten Berichte in der ausländischen Presse bestätigen, dass der Ruf unseres Landes durch den Casinoboom ernsthaft «auf dem Spiel steht». Die wachsende Geldspielbranche stellt für andere Wirtschaftszweige nicht nur einen potentiellen neuen Auftraggeber sondern auch eine ernsthafte Gefahr für weiteres Wirtschaftswachstum (SDG8) dar.
Der Brundtland Report von 1987 definiert Nachhaltigkeit als eine „Entwicklung, welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“.
Ein nachhaltiger Casinobetrieb braucht strenge gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Spieler und Gesamtgesellschaft im In- und Ausland vor negativen Folgekosten schützen bzw. die Verursacher für diese haftbar machen. – Es liegt in unserem ureigenen Interesse, dass Liechtenstein Verantwortung und Solidarität zeigt – anstatt unser Kapital für «schnelles Geld» zu verspielen.
IG VolksMeinung