Schlauer als Treuhänder …

Martin Wachter, Vaduz
… sind Casino-Betreiber in Liechtenstein! Das wie aus dem Nichts aufgepoppte «Substanz-Erfordernis», wonach alle kommerziell tätigen Firmen sowohl Räumlichkeiten wie Personal als Existenzberechtigung nachweisen müssen, haben Casino-Betreiber frühzeitig erkannt und gehen in die Offensive: Firmensitz und Glücksspiel nicht nur virtuell im Internet, nein, bare Münze in begehbaren Räumen mit livriertem Personal mit tadellosem Lebenslauf!

Jubelstimmung in den Compliance-Abteilungen und der Behörde landesweit: Herkunft der Gelder endlich lückenlos nachweisbar! In einer nie dagewesenen Symbiose Tourismus/Casino/Bankgeschäft sonnen sich Banken und Tagestouristen, das leidige Problem Bargeld «outgesourct» zu haben: Findige asiatische Tagestouristen im Austausch von ein paar Einkaufs-Boni als Bargeld-Kuriere auf ihrer Welttournee Honolulu-Vaduz unterwegs zum finalen, Limit-losen Hafen Shanghai, den Rucksack voller Scheine, doppelter Nutzen für die Banken im Zuge der laufenden ­Expansion Richtung Asien!
Auf polizeilicher Ebene die Türe ­einer unbekannten Anzahl weiterer Casino-Betreiber offenzuhalten, hat eine Einschränkung dieser ausufernden Entwicklung verhindert und erweist sich je länger je mehr als krasse Fehlentscheidung! Wahrlich eine Meisterleistung!
Lediglich eine Frage der Zeit, wann bei so viel behördlichem Goodwill auch Wett-Spielhöllen aus ihren dunklen Kelleretagen befreit ans Tageslicht treten. Gelockerte Polizeistunden und frisch bevölkerte, bisher leerstehende Ladenlokale könnten das Zentrum wiederbeleben? Auf die paar in anderen Branchen dringend benötigten Ausländerkontingente lässt sich locker verzichten.
Die Vermutung besteht, dass Casino-Betreiber weniger das überbordende, über die Landesgrenzen hinweg strahlende und ausschweifende Nachleben Liechtensteins mit täglichen Las-Vegas Shows und Strip-Bars (fixer Bestandteil von Casino-Städten wie Monaco und Macao), auch nicht die Spielergemeinde von 38 000 Einwohnern als Hauptmotivation zum Zuzug nach Liechtenstein gesehen haben, sondern wohl eher die Verlagerung ihres Hauptsitzes mit den damit einhergehenden steuerlichen Vorteilen?
Steuerliche Vorteile als Anreiz zur Ansiedlung von Firmen? Haben wir das nicht schon einmal gehabt?
Hat sich nicht gerade das Land den Nötigungen durch Hochsteuerländer beugen müssen mit zum Teil schmerzlichen Einbussen? Wann steht das Gefälle ausgeschütteter Gewinne in Casinos im Verhältnis zu den Nachbarstaaten, jetzt noch zum Vorteil FL, zur Disposition? Gähnende Leere in 5 grossen Spielhallen?
Man reibt sich die Augen angesichts der Erschwernisse in Form von Überregulierungen die man dem Treuhand-Wesens zumutet im Vergleich zu den Erleichterungen die man dem Casino-Gewerbe gewährt. Prognose für das Jahr 2030: Les jeux sont faits, rien ne va plus, Liechtenstein est mort, la deuxième fois!