10 Casinos – aber für Hotelprojekt keine Investoren

Franz Schädler, Triesenberg
Letzthin lasen wir in der FL Presse, Hotelprojekt in Schaan auf Eis gelegt. Es wurde kein Investor gefunden. Reiches – verarmtes Liechtenstein. Wir lesen, dass Hotelbetten im Tal rar sind. Gäste und Kunden der Industrie- und Gewerbebetriebe, aber auch wenn grössere Kongresse oder Sportanlässe stattfinden, müssen die Teilnehmer im benachbarten Ausland übernachten. An einem ­Hotel in einer entsprechenden Grösse zur Abdeckung diverser touristischer Bedürfnisse hätte die Gemeinde Schaan angeblich auch Freude ­gehabt. Ein solches Hotel wäre für unsere Tourismusförderung von grosser Wichtigkeit. Doch Liechtensteins Politik und Wirtschaft setzt hier andere Massstäbe.

Tourismus in Liechtenstein funktioniert viel effektiver, die Gäste bringen ihr Geld («Vom Steuerparadies zur Spielhölle!»). Ausländische Casinobetreiber, gegen die in unseren Nachbarstaaten teilweise Ermittlungen wegen unlauterer Machenschaften laufen, unterstützt von einheimischen Helfern, ­bereichern sich schamlos auf Kosten unseres hart erkämpften und vermeintlich wiedererlangten guten ­Rufes. Der Staat kassiert den Obolus («Neben der griechischen Münze wird als Obolus im übertragenen Sinn ein kleiner Geldbetrag, eine ­Gebühr, Spende, ein Trinkgeld oder Bestechungsgeld bezeichnet.»). Die entstehenden Sozialfälle werden ins benachbarte Ausland exportiert. Aus den Augen aus dem Sinn («Sofortiges Vergessen einer Angelegenheit, Sache, Person oder dergleichen, sobald sie ausser Sichtweite ist.»).

So läuft es in unserem sauberen Staat. Liechtenstein hat mittlerweile 5 bewilligte Casinos. Drei im Bewilligungsverfahren, eines davon schon seit Monaten fix fertig eingerichtet. Zwei weitere in Planung, sodass wir davon ausgehen, dass bis Ende Jahr in Liechtenstein 10 Casinos in Betrieb sind. Rechnen wir das auf die Gesamtbevölkerung um, so trifft auf 3900 Einwohner (Kind und Kegel mitgerechnet) ein Casino. ­Somit behauptet sich unser Land in dieser Disziplin als weltweiter ­Spitzenreiter. Für absolut notwendige touristische Infrastrukturen ist ­landesweit kein Geld vorhanden. Die Wirtschaftsbosse investieren viel ­lieber in Casinos, denn da rollt der Rubel. Für ausscheidende Politiker ist der Einstieg in die Wirtschaft, z. B. als Verwaltungsrat eines Casino­betriebes, doch auch ein sehr lukratives Sprungbrett.

Lesen Sie mehr zum Thema Spielcasinos auf der Homepage der IG Volksmeinung.

Am 24.1.2022 als Leserbrief in den Landeszeitungen erschienen.